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Vickys Geschichte

Bild von Vicky

Vicky ist schon immer ein sehr aufgewecktes Schweinchen gewesen und quiezt bei jeder Gelegenheit. Vor ca. einem Jahr kam ich morgens ins Wohnzimmer, wo unser Schweinchengehege steht, und begrüßte die Schweinchen. Vicky fehlte! Ich sah nochmal in jeder Hütte und unter jedem Unterschlupf, aber sie war nicht im Gehege. Also begann ich mich zaghaft im Zimmer umzusehen und tatsächlich, da saß Vicky in einer Ecke, total aufgeplustert mit blutigem Mäulchen. Ich bekam einen riesigen Schrecken, denn ich konnte mir nicht erklären, wie sie aus dem Gehege springen konnte. Die Gehegewand vorne ist 40 cm hoch.

Ich sah, dass Vicky sich bei ihrem Sturz beide Zähne herausgebrochen hatte. Es blutete und die Lippen waren blau. Sie muss genau auf ihr Mäulchen gefallen sein. Ein Wunder, dass sie den Sturz aus ca. 1,10m Höhe (das Gehege steht auf Beinen) überlebt hat. Ich setzte sie erstmal wieder ins Gehege und ging in die Küche, um ein Stückchen Gurke zu holen. Ich wollte sehen, ob sie ihren Kiefer noch bewegen kann.

Als ich wiederkam, saß Vicky wieder auf dem Fußboden. Mir blieb fast das Herz stehen. Wieso sprang sie da nur immer raus? Ich setzte sie nochmal hinein, blieb aber diesmal schützend vor dem Gehege stehen. Da sah ich es. Vicky lief total Amok, weil alle anderen Schweinchen sie jagten und bissen. Wo sie auch hinging, wurde sie verjagt. Sie sprang wie panikartig wie ein Flummi durch den Käfig und konnte dabei wahnsinnig schnell und hoch springen. Mein Gott, mußte sie Angst haben!!! Ich nahm sie natürlich raus und setzte sie erstmal auf meinen Schoß. Dann tastete ich sie vorsichtig ab - immerhin hatte sie nun zwei Stürze erlebt - und ihr Mund blutete noch ein wenig mehr. Ich hielt ihr das Stück Gurke hin. Sie konnte zwar nicht richtig abbeißen, bekam das Stückchen Gurke aber hinein.

Ein Besuch beim Tierarzt mit Röntgenbild zeigte, dass Vicky nochmal Glück gehabt hat und nichts gebrochen war.

Also machte ich Vicky einen Extrakäfig fertig und setzte sie erstmal alleine hinein. Ich befestigte ein Handtuch mit Wäscheklammern im Käfig, so dass Vicky es als Hängematte oder darunter als Versteck nutzen konnte. Nach ein paar Stunden überlegte ich, ihr ein Schweinchen zur Gesellschaft dazuzusetzen. Ich probierte es mit einigen Schweinchen, aber bei jedem bekam Vicky ieder Panik und schrie ganz laut und zitterte am ganzen Körper. Das Schweinchen, das ich dazu gesetzt hatte, jagte Vicky und biß sie. Der Grund war mir schleierhaft. Es schien so, als wenn Vicky ausgestoßen worden wäre. Also blieb Vicky erstmal alleine.

Sie liebte ihre Hängematte. Sie saß nur noch drin. Sie fraß nicht von alleine, sondern nur, wenn ich sie herausnahm und ihr kleingeschnittenes Gemüse Stück für Stück in den Mund schob. Wir fanden dieses Verhalten komisch. Dieses Schweinchen mußte sich doch mal bewegen... Also nahmen wir die Hängematte erstmal wieder raus und beobachteten. Es stand außerdem noch ein Futternapf und zwei Weidenbrücken im Käfig. Erst saß Vicky nur in der Ecke, dann begann sie sich irgendwie vorzutasten und stolperte über alles, was im Weg stand...... da hatten wir die Lösung: Vicky ist blind! Das war also auch der Grund, warum die anderen Schweinchen Vicky ausgestoßen hatten. Kranke Schweinchen werden auch in der freien Natur aus der Gruppe verbannt, denn sie schwächen die Gruppe und machen sie Feinden gegenüber angreifbar. Wir hätten nur nie gedacht, dass das auch bei unseren domestizierten Meerschweinchen so stark ausgebildet sein kann.

Ein Besuch beim Tierarzt bestätigte unsere Vermutung. Bei Vicky hatte sich aus unerklärlichen Gründen die Netzhaut im Auge abgelöst. Das kann man von außen nicht sehen. Nur mit einem speziellen Instrument kann der Tierarzt das erkennen. Der Tierarzt sagte, dass das manchmal passieren würde, man aber noch nicht geklärt hätte, warum. Leider wächst eine Netzhaut nicht nach, so dass Vicky von nun an mit ihrer Blindheit klarkommen mußte. Zuerst hatten wir starke Bedenken, ob das jemals klappt, denn Vicky hatte furchtbare Angst vor allem, was sich ihr "in den Weg stellte". Sie lag fast nur noch in der Hängematte und genoß es richtig, wenn man sie zum Füttern rausnahm, denn dann wurde ihr das Futter ja sozusagen in den Mund geschoben und sie brauchte keine unbekannten Wege gehen.

So konnte es aber nicht ständig weitergehen. Also versuchten wir nochmal, ihr ein Schweinchen zur Gesellschaft zu geben. Wir versuchten es diesmal mit der sanften Elfie, die zu jedem Schweinchen lieb ist. Erst fing Vicky wieder furchtbar an zu zittern und zu schreien. Aber nach einer Weile merkte sie, dass Elfie ihr nichts tut und beruhigte sich. In den folgenden Tagen zeigte sich, dass Vicky sich mit Elfies Hilfe durch den Käfig traute und auch mal alleine auf Erkundungstour ging. Dabei ging sie immer mit gespitzten Ohren und gehobenen Kopf. Man merkte, dass sich ihre anderen Sinne schärften. Sie saß manchmal minutenlang erstarrt mit erhobenen Kopf und schien zu lauschen. Oft sah man auch richtig, dass sie sich anhand ihrer Tasthaare vorwärtsbewegte.

Dann war irgendwann ihr Mündchen verheilt und die Zähne nachgewachsen und Vicky lernte auch wieder, alleine zu Essen und sich selber im Käfig Futter zu suchen. Schritt für Schritt fiel es ihr immer leichter, sich im Käfig zu bewegen. Sie hatte sich anscheinend eingeprägt, wo die Käfiggrenzen sind und was da alles so im Weg steht und wie man es ertastet und nicht dagegenläuft.

Noch ein paar Wochen später merkte man nicht mehr, dass Vicky blind ist. Sie lag zwar immer noch sehr gerne in der Hängematte, gewann aber immer mehr ihre alte Fröhlichkeit zurück und quiezte uns wieder oft nach Futter an.

Es waren inzwischen 3 Monate vergangen und wir wollten sowieso ein neues Gehege bauen. Wir überlegten uns, dass wir nochmal versuchen wollten, Vicky wieder mit in die große Gruppe einzugliedern. Wir hatten die Hoffnung, dass Vickys Blindheit nicht so auffallen würde, wenn das Gehege allen anderen Schweinchen auch fremd ist und sie sich erst zurechtfinden mußten.

Gesagt getan - alles war fertig und wir setzten Vicky und Elfie wieder zu den anderen. Und unser Plan ging auf. Vickys anfängliche Orientierungslosigkeit ging im allgemeinen Gewühl unter und nun lebt sie mittlerweile schon seit einem Jahr wieder mit den anderen zusammen und wenn man es nicht wissen würde, würde man nie glauben, dass Vicky blind ist. Sie rennt durchs Gehege, ohne irgendwo gegenzulaufen, sprintet zielsicher in Hütteneingänge und Unterschlüpfe und springt sogar auf die Oberetage und findet sich dort zurecht. Auch mit der Futtersuche hat sie keine Probleme. Es dauert nur manchmal etwas länger. Sie riecht es, und ortet und schnuppert und horcht und quiezt (hey, kann mir mal einer sagen, in welche Richtung ich ungefähr laufen muß???) und irgendwann hat sie es dann gefunden.