Tatort Dänemark
Halk Camping, Uhrzeit ca. 14 Uhr. Der erste schöne Tag Ende April.
Eine leger gekleidete Gestalt robbt mit einem Kochtopf vor der Nase über den Rasen. Jede noch so
kleine Gänseblume wird gnadenlos geköpft. Der Topf füllt sich, die Gestalt verzieht das Gesicht.
Der Rücken schmerzt.
Es schallt ein Gerücht über den Camping-Platz: Frau Heike B. ist verrückt geworden. Jetzt kocht sie
schon die Gänseblumen. Erst redet sie mit Tieren, nun kocht sie Blumen. Sollte sich ein gefährlicher
Virus ausgebreitet haben? Als Gegenwehr werden überall Grillfeuer angezündet, der Rauch weht über den
Platz. Böse Geister werden so hoffentlich verscheucht.
Vor den Zelten wird sich Mut angetrunken. Wer geht nun zu Frau B. und stellt die Krankheit fest?
Die anderen Gestalten trauen sich nicht, der Mut sinkt. So wird weitergetrunken.
Derweil zupft Frau B. weitere Halme aus dem Rasen. Dabei murmelt sie vor sich hin. Verflucht sie die
Mitbewohner des Platzes? Deklamiert sie Zaubersprüche? Der Mut sinkt immer weiter, die Feuer qualmen
immer mehr.
Die Mitbewohner beschließen, Frau B. nicht zu befragen. Zu klein ist die Courage, zu voll wird die Blase.
Die Gestalten wanken zum Abort, Frau B. allerdings geht etwas krumm in das Vorzelt. Dort wird sie
von vielstimmigem Gequieke erwartet. Entsetzen macht die Runde: hat Frau B. etwa einige Mitcamper in
Schweine verwandelt?
Das Gebiet um Frau B.'s Wohnwagen leert sich, rechts und links sind
freie Plätze auszumachen. Ein Bannkreis liegt über dem Platz Nr. 16.
Drinnen im Wohnwagen bei heißem Früchtetee sitzt Heike B. vergnügt strickenderweise, umgeben von
ihren geliebten MEERschweinchen. Sie amüsiert sich königlich über die Gesichter der bekloppten besoffenen
Campingleute, und beschließt, morgen wieder auf Gänseblumensuche zu gehen. Zu schön war die Reaktion
der anderen gewesen. Ein zustimmendes 11-faches MUIG! erschallt.
Heike Bosse
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